
#writerswednesday:Beruf vs. Leidenschaft
Hey meine Lieben,
es ist mal wieder #writerswednesday.
Ja, ich weiß, ich bin spät dran, aber das “echte Leben”, wie die Erwachsenen es nennen, hat mich leider etwas sehr in Anspruch genommen.
Aber ich habe etwas vorbereitet, um meine Verspätung wiedergutzumachen. Also seid gespannt.
Also, worum geht es heute?
Wir quatschen ein bisschen über Schreiben aus Leidenschaft und Schreiben als Beruf.
Was sich nicht zwangsläufig ausschließen muss.
Aber eins nach dem anderen.
Also, sagen wir mal, ihr seid Schreiber. Und nehmen wir weiterhin an, ihr seid gut. Vielleicht sogar großartig.
Und nun lasst uns ehrlich sein, die Wahrscheinlichkeit, dass ihr euren Lebensunterhalt mit Schreiben verdient, ist relativ gering.
(Falls dem nicht so sein sollte und ihr tatsächlich das freie kreative Schreiben zu eurem Hauptberuf machen konntet, meldet euch mal bitte in den Kommentaren und teilt eure Meinungen und Erfahrungen zu allem, was nun folgen wird.)
Also, vielleicht habt ihr versucht eure Werke bei einem Verlag unterzubringen.
Vielleicht auch nicht.
Welche anderen Möglichkeiten gibt es, als Schreiber zu arbeiten?
Vielleicht seid ihr Lektoren oder Übersetzer für Bücher, Texte und Webseiten oder Dissertationen und andere akademische Texte.
Vielleicht seid ihr Texter – oder zu Neudeutsch Copywriter – in einer Werbe- oder Marketingagentur.
Falls ihr über journalistisches Wissen verfügt, arbeitet ihr vielleicht auch bei einer Zeitung. Als Autor. Oder Lektor.
Oder ihr arbeitet in einem komplett anderen Bereich, wie es oftmals der Fall ist.
Aber nehmen wir mal an, ihr arbeitet in irgendeinem Bereich, der was mit Schreiben zu tun hat, egal ob es nun Headlines hämmern oder Marketingtexte schreiben oder Bücher lesen und korrigieren ist.
Es waren Austin Kleons Bücher Steal like an Artist* und Show your Work*, die mich das erste Mal mit der Idee konfrontierten, dass es vielleicht klüger sei, anstatt eine Schreiber- oder Autorenkarriere anzudenken, die Freiheit zu genießen, die man hat, wenn die eigene Kunst (noch) nicht kommerzialisiert ist. Man kann frei sein, keine Kompromisse, keine Vorgaben, keine Deadlines, kein Kunde, der einem im Nacken sitzt.
Als ich dies las, war ich zunächst etwas verblüfft über diese Aussage – wünschen sich doch eigentlich viele, von ihrer Kunst leben und den ganzen Tag mit ihr (auch noch bezahlt) verbringen zu können –, aber je mehr ich drüber nachdachte, desto mehr schien ich zu verstehen, was er meint.
Etwas ähnliches ist mir im akademischen Bereich widerfahren: Wenn es darum ging, Präsentationen über ein von mir gewähltes Thema zu erstellen, wobei die Vorgaben und Richtlinien, mal vom obligatorischen Design der Slides, recht frei war, hatte ich das Gefühl mich voll und ganz dieser einen, meiner Sache widmen zu können. Aber sobald es darum ging, Hausarbeiten nach strengen Regeln und Strukturvorgaben zu verfassen, war ich so fixiert darauf, mich an die Regeln zu halten, dass ich es manchmal verfehlt habe, den Inhalt logisch, schlüssig und nachvollziehbar rüberzubringen.
(Ich weiß, der Vergleich hinkt, weil Präsentation und schriftliche Hausarbeit zwei verschiedene Medien sind, aber bitte nehmt es einfach zum Zwecke der Argumentation so hin, okay? Danke.)
Jedenfalls hat man, solange die Kunst noch nicht kommerzialisiert ist, mehr oder minder alle Freiheiten der Welt und kann tun und lassen, was man möchte.
Also klar solltet ihr euer Publikum und eure Zielgruppe im Auge behalten und Inhalte produzieren, die sie gern lesen und hoffentlich sogar abfeiern und lieben werden.
Aber ein misslungener Text, den die Leser nicht so toll finden, ist immer noch was anderes, als ein Kunde, der euch mit “Und DAFÜR hab ich dich bezahlt?!” anschreit.
Ihr versteht, was ich meine, denke ich.
Heißt das nun, dass beruflich Kreative keine Leidenschaft miteinbringen?
Oder andersherum: Dass leidenschaftliche Kreative sich nicht professionell verhalten?
Ich würde beide Aussagen negieren.
Allerdings muss ich dazu sagen, dass es für mich persönlich einen Unterschied macht, ob ich für einen Kunden Texte erstelle oder ob mir spontan eine Idee zu einem Gedicht oder Text kommt, die ich schnellstmöglich zu Papier bringen muss, bevor sie mir entrinnt.
Andersherum gehe ich auch im nicht-beruflichen Bereich organisiert und strukturiert daran, wenn es darum geht Fotoshootings zu planen oder mir zu überlegen, welcher Text mit welchem Foto einhergehen wird und wie die nächsten Serien für beispielsweise Instagram aussehen werden. Das halte ich jetzt nicht für unprofessionell.
Okay, zugegeben, wenn ich mich dann doch nicht an die zunächst angedachte Reihenfolge halte, sondern spontan etwas ändere, ist das halb so wild, im Vergleich dazu, wenn ich dies bei einem Kundenauftrag täte.
So oder so würde ich aber nicht behaupten, dass Beruf und Leidenschaft zwei Paar verschiedene Schuh’ sind und sich gezwungenermaßen ausschließen oder eben auch bedingen.
Aber die Intensität oder das Maß an Leidenschaft, das mit hinein fließt, kann sich unterscheiden.
Die Frage ist:
Wird die Leidenschaft auf der Strecke bleiben, wenn man sie zu seinem Beruf macht?
Ich für meinen Teil kann hierzu keine handfesten Aussagen treffen, da meine beruflichen und leidenschaftlich kreativen Projekte, wenn man so will, zwar durch einen roten Faden, der sich um Sprache und Text spinnt, verwoben sind, aber sich von den Inhalten her dennoch meist ziemlich unterscheiden.
Aber ich weiß zum Beispiel von einer Freundin, die früher in ihrer Freizeit leidenschaftlich gern gezeichnet hat, dass sie an einen Punkt geraten ist, nachdem sie beruflich für Kunden viel zeichnen musste, an dem es ihr absolut keine Freude mehr gemacht hat, was sie früher entspannt und erfreut hat.
Ich würde behaupten, dass es oftmals Phasen gibt, sei es nun eine Schreibblockade oder eine Phase, in der man einfach abgefüllt und angenervt ist, von dem, was man sonst leidenschaftlich verfolgt hat, aber wenn diese Phase irgendwann keine Phase mehr ist, sondern die Leidenschaft für immer verloren zu gehen droht, sollte man vielleicht über seine Entscheidungen nachdenken und diese dementsprechend anpassen.
Für mich persönlich ist es ein wahrer Segen, dass alles, was ich tu, miteinander verbunden ist ohne sich exakt zu gleichen, allerdings verstehe ich auch die Leute, die sagen sie würden wahnsinnig werden, wenn sie so viele Projekte gleichzeitig nebeneinander laufen hätten und sich lieber auf eine Thematik oder Methode oder Arbeitsweise fokussieren. Absolut nachvollziehbar.
Ist auch nicht so, als hätte ich es mir immer explizit so ausgesucht, dass die Projekte sich derart unterscheiden, sondern es kam so und ich sehe das Positive darin.
Glücklicherweise bin ich nie an den Punkt gekommen, an dem ich ernsthaft darüber nachgedacht habe das Schreiben komplett aufzugeben, hinzuwerfen.
Instagram löschen? Ja.
Facebook löschen? Ja.
Den Blog einstampfen? Ja.
Generell das Schreiben aufgeben? Niemals.
Ob dies nun der Tatsache geschuldet ist, dass sich meine freien kreativen Projekte von den beruflichen unterscheiden oder ob es einfach in meinem Blut ist und ich nicht anders kann, vermag ich selbst nicht zu definieren.
Wie sind eure Erfahrungen damit?
Was ist eure Meinung dazu?
Habt ihr eure Leidenschaft zum Beruf gemacht und habt es später bereut?
Habt ihr vielleicht mit Absicht genau das nicht getan?
Was haltet ihr von der Idee, dass im Idealfall der Beruf die Berufung ist?
Teilt bitte gerne eure Gedanken und Meinung dazu hier in den Kommentaren oder über die altbekannten Plattformen oder ganz oldschool via E-Mail, ich bin wirklich gespannt, was ihr dazu sagt.
Bis dann, meine Lieben
xxx
Gina.
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