Hallo meine Lieben,
ich weiß, ich weiß, die Ordnung und Reihenfolge mag etwas durcheinander scheinen, aber das regelt sich nun, keine Sorge.
Am 8. März war Weltfrauentag und falls ihr meine Beiträge dazu noch nicht gesehen habt, schaut mal auf dem Balkon vorbei und schaut euch das Highlight IWD 2020 an.
Und wie es sich für eine brave Hausfrau gehört, habe ich nicht nur im analogen Heim Klarschiff gemacht und die Frühlingsdeko aufgestellt, sondern hier in meinem virtuellen Wohnraum gleich mit. 😀
Ich hoffe, der etwas farbenfrohere Anstrich gefällt euch und lädt euch ein, öfter mal vorbeizuschauen.
So, nun aber mal die Ärmel hochgerollt und packen wir die relevanten Themen an:
Der Jahreswechsel allein am Meer hat mich das alte Jahr reflektieren und loslassen lassen und mich mit frischem Wind und Motivation beschenkt, um 2020 nicht nur als neues Jahr, sondern als Beginn einer neuen Dekade den Weg zu ebnen.
Ich hoffe, es geht euch ebenso und dass sich das erste Quartal des neuen Jahrzehnts für euch bereits positiv gestaltet hat. Wie ich es so in meinem direkten und indirekten Umfeld mitbekomme, scheint 2020 aber bereits für einige große Veränderungen mit sich gebracht zu haben und noch einige Überraschungen parat zu halten. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich freu mich drauf.
Mit einer ordentlichen Portion kreativer Energie ausgestattet, arbeite ich grad wie eine Verrückte an diversen Projekten, die ich euch hoffentlich bald vorstellen kann.
Deshalb gab es dieses Jahr bisher auch noch keine Blogposts und auch keine speziell für den Weltfrauentag erstellten Gedichte oder Beiträge.
Aber lasst uns bitte einen Moment nehmen, um an die vielen tollen Frauen da draußen zu denken. Welche Frau kommt euch als erstes in den Sinn?
Und welche drei folgen? Welche Frauen findet ihr inspirierend und warum?
Teilt es mir gern hier in den Kommentaren mit.
So, und nun setzt euch bitte, wir müssen reden.
Machen wir uns nichts vor, einfach Mensch zu sein ist schon nicht immer leicht.
Aber dann schaffen wir es als Gesellschaft tatsächlich auch noch, es für gewisse Gruppen schwieriger zu machen als es eh schon ist.
Das kann man nun auf Nationalitäten, Religion, Aussehen, Hautfarbe, sexuelle Orientierung oder Geschlecht beziehen und sicherlich noch auf viele andere Attribute, denn irgendwer findet sich immer, dem man es schwer(er) machen kann.
Aber da zuletzt der Weltfrauentag war, bleiben wir bei ebendieser Gruppe: Frauen und Menschen, die sich als solche empfinden und identifizieren.
Ich denke nicht, dass ich all die Hürden, vor denen Frauen stehen explizit benennen muss, aber es bewegt sich sicherlich vieles im Rahmen von durch die Medien proklamierten Schönheitsidealen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, ungleichem Lohn für gleiche Arbeit und generell gesellschaftliche Ansprüche, die geschlechterspezifisch gestellt werden. Die Liste ist lang.
Ich allein werde das nicht ändern können. Ihr auch nicht.
Aber Teresa von Avila, ebenfalls eine Frau, sagte mal “Wenn viele kleine Menschen viele kleine Dinge tun, wird sich das Antlitz der Welt verändern.”
Und ich denke, wenn ein jeder da anfängt, wo er gerade ist, das nutzt, was er zur Verfügung hat und tut, was er kann, dann bewegt sich etwas.
Aber was bedeutet das konkret oder kann es konkret bedeuten?
Ein Patentrezept oder die Lösung oder den Weg habe ich sicher nicht, aber ich habe ein paar Vorschläge.
Wie wäre es, wenn wir bei einem Spaziergang oder am Abend auf dem Sofa unsere Vorstellungen von Mann und Frau deren Rollen in der Gesellschaft sowie im Privatbereich reflektieren?
Frei nach dem Motto “Heut mach ich mir kein Abendbrot, heut mach ich mir Gedanken.” (Wolfgang Neuss)
Ist es denn fair, wenn ich von meiner Mutter, Schwester, Partnerin, Kollegin erwarte, dass sie alle Rollen, die die Gesellschaft ihr bietet nicht nur ausfüllt, sondern auch noch dabei glänzt?
Ist es denn fair, wenn ich einer Karrierefrau abspreche gleichzeitig eine gute Mutter sein zu können? Ist es denn fair, wenn ich einer Hausfrau und Mutter abspreche Geschäftssinn zu haben?
Ist es denn fair, wenn ich von meinem Vater, Bruder, Partner, Kollegen nicht erwarte, dass er alle gesellschaftlich möglichen Rollen ausfüllt, und glänzen muss er dabei auch nicht?
Ist es denn fair, wenn ich einem Geschäftsmann nicht abspreche ein guter Vater zu sein und selbst wenn, er ist ja auch auf die Arbeit konzentriert?
Ist es denn fair, wenn ich einem Mann, der mit den Kindern zu Hause bleibt anstatt zu arbeiten seine Männlichkeit abspreche und ihn belächle?
Nein. Ist es nicht.
Reflektieren ist sicherlich der erste Schritt, und Erkenntnis soll ja bekanntermaßen Dinge bewirken und bewegen. Und dann?
Alternative Wege denken. Dann gehen.
Wie wäre es, wenn wir damit anfingen etwas nachsichtiger mit der Kollegin zu sein, die schon seit einer Woche zerzaust und wie hinterm Sofa hervorgezogen zur Arbeit erscheint, weil sie sich ihren hübschen, allerdings mittlerweile wenig trainierten, Allerwertesten ausrenkt, um zwei kleine – momentan zahnende und fiebernde – Kinder, ihren Beruf und ihr soziales Leben und ihre eigenen Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen? Kocht ihr doch mal n Kaffee und bringt ihr was zu essen mit und sagt ihr, dass sie klasse ist.
Wie wäre es, wenn wir dem Hausmann sagen, dass es gerade aufgrund der gesellschaftlichen Klischees ein wagemutiger Schritt war, die Arbeit niederzulegen und sich um die Kinder zu kümmern? Wenn wir ihn fragen, wie er sich fühlt, warum er es überhaupt tat und ob er seine Frau nun als weniger weiblich und sich selbst als weniger männlich empfindet? Und wenn wir ihm sagten, dass auch er klasse ist?
Das war die nette, seichte Variante. Kommen wir zum etwas kräftigeren Vorgehen.
Jemandem sagen, wenn er den Arsch offen hat.
Ist es denn fair, wenn wir frustriertes Schubsen und ungefragtes Anfassen erst mit “Jungs sind halt Jungs” und später mit “Ein Mann bleibt ein Mann” abtun?
Ist es denn fair, wenn wir uns von unserem direkten Umfeld wieder und wieder anhören, wie wir unser Leben zu leben haben und nach welcher Definition von Männlich- oder Weiblichkeit wir uns zu richten haben?
Ist es denn fair, wenn wir die Verantwortung für unser Handeln abgeben und auf das in der gesellschaftlich proklamierte Weltbild abwälzen?
Nein. Ist es nicht.
Und nun?
Wie wäre es, wenn wir damit anfingen, unseren Kindern beizubringen, dass sie alles sein und erreichen können, was sie wollen, ungeachtet ihren Geschlechts? Wie wäre es, wenn wir ihnen beibrächten, dass es okay ist, wenn auch der Junge mit Puppen spielen möchte und dass “Aber sie ist ein Mädchen!” kein Grund dafür ist, dass die Schwester vom Fussballspiel ausgeschlossen wird?
Wie wäre es, wenn wir unseren Tanten und Onkeln, die uns bei jeder sich bietenden Gelegenheit – und Geburtstage sowie besonders Hochzeiten im weiteren Familienkreis bieten sich ja förmlich dazu an – mit entweder vorwurfs- oder mitleidsvollem Blick ansehen, weil wir ohne Partner, Ring am Finger oder dergleichen erscheinen und wir entweder “bestimmt noch eine Frau finden werden” oder “der richtige bestimmt noch auf uns wartet”, wir uns aber ja ruhig mal etwas ins Zeug legen könnten, denn “jünger werden wir ja nicht, ne” einfach mal sagen würden “Ich hab dich furchtbar lieb, aber kehr vor deiner eigenen Tür!”. Wer eine Stufe weitergehen möchte, weil er die Nase so richtig voll hat, könnte natürlich auch aufstehen und sich zu einer 20-minütigen Rede, oder auch Wuttirade, hinreißen lassen, damit es auch der letzte Gast versteht, aber das bleibt einem jeden selbst überlassen.
Wie wäre es, wenn wir uns selbst nicht hinter “Dafür bin ich nicht zuständig, das macht mein Mann” oder “Ja, aber das ist die Aufgabe meiner Frau” versteckten, sondern aktiv unser Verständnis von Männlich- und Weiblichkeit und den damit verbundenen oder auch losgelösten Aufgaben, Hindernissen, Einstellungen, Herausforderungen und Chancen beschäftigten?
Wie wäre es, wenn wir Verantwortung für unser Handeln übernähmen, was schon damit beginnt zu reflektieren und zu schauen, was man anders machen kann?
Wie wäre es, wenn wir Verantwortung auch in unseren sozialen Konstrukten übernähmen und beispielsweise gewisse Plattitüden und Ausreden nicht mehr akzeptierten?
Wenn wir unserem Gegenüber sagen würden, dass die und die Handlung oder das und das Gesagte scheiße war?
Ihr seht, es gibt sicherlich zahlreiche Möglichkeiten irgendwie und irgendwo anzusetzen, um etwas zu verändern.
Aber zum einen nähme das nun wirklich zu viel Platz in Anspruch und so viel liest dann sicherlich doch niemand, zum anderen beginnt Veränderung und Wachstum bei jedem selbst.
Dennoch denke ich, wenn ein jeder bei sich anfängt und tut, was er kann, dass es Auswirkungen haben wird.
Es heißt doch immer so schön “Sei die Veränderung, die du in der Welt sehen willst”.
2020 ist eine neue Dekade. Es ist Zeit, die Zitate nicht mehr nur zu teilen, sondern aktiv mit ihnen zu arbeiten.
Niemand ist perfekt, es wird nicht alles (sofort) gelingen.
Versuch impliziert, dass man scheitern kann. Aber nicht muss 😉
Falls ihr meine letzten Beiträge, die sich ebenfalls mit dem Verhältnis zwischen Mann und Frau beschäftigen, noch nicht gelesen habt, schaut auf dem Balkon vorbei.
Achtung, Kraftausdrücke und Schimpfwörter kommen drin vor 😉
Cheers my dears, passt auf euch auf
xx
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