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Ich schreibe für dich, über dich.
Ich schreibe dich nicht.
Ich übersetze dich. In ein Format, das ich verstehe.
Aber wie bei allen großen Werken geht bei der Übersetzung vielleicht, oder ganz sicher, etwas verloren. Weil die Worte nicht ausreichen. Interpretationsspielraum.
Also muss ich deine Sprache lernen um dem Ursprung dieses Meisterwerks näher zu kommen. Aber wie bei jeder neu erlernten Sprache, die nunmal nicht die eigene ist, wird es immer Dinge geben, die man nicht komplett versteht, für die es kein Äquivalent gibt.
Also musst du meine Sprache lernen um mir entgegenzukommen. Aber wie bei jeder neu erlernten Sprache wird es immer Dinge geben, die nicht so auszudrücken sind, wie es die eigene Sprache erlaubt und ermöglicht.
Es wird sie immer geben, diese Leerstellen, die unausgefüllt bleiben, diese Momente, die nicht völlig übersetzt werden können, die Türen, die verschlossen bleiben oder nie weiter als einen Spalt zu öffnen sind, die Räume, die man nur durch das Schlüsselloch erahnen kann.
Und wahrscheinlich ist das auch gut so.
Ich schreibe dich nicht. Ich lese eine andere Sprache.
Wir schreiben uns nicht. Wir lesen.
Mit Leerstellen.
Und während ich diese Zeilen schreibe, tropfen Kaffee und Tinte aus meinem Stift auf das leere Papier wie Blut.
Gina Laventura © 2014
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