Buchempfehlung: Der englische Patient

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Manchmal wird einem mehr oder minder auferlegt ein Buch zu lesen, sei es nun durch die Schule, die Uni, oder einen Bekannten, der einem wärmstens ans Herz legt ein Buch zu lesen, weil er gern jemanden hätte, mit dem er diese Erfahrung teilen kann.
So ging es mir mit Der Englische Patient. Ich musste es für einen Unikurs lesen und im Nachhinein war ich froh, dass es mir sozusagen aufgezwungen wurde, sonst hätte ich dieses Meisterwerk nie kennengelernt.
Mal abgesehen davon, dass es im Hinblick auf literarische Analyse ein absolut interessantes Buch ist, weil man Identität, postkoloniale Aspekte, sprachliche Stilmittel und noch vieles Weitere hinterfragen kann, ist dieses Buch ein absoluter Schatz, gefüllt mit außergewöhnlichen sprachlichen Mitteln und einer Erzählweise, die ich noch in keinem anderen Buch angetroffen habe.

Worum geht es?
“Der letzte Vorhang fällt nach dem Zweiten Weltkrieg und Hana, eine Krankenschwester, bleibt in einer leerstehenden Villa in Italien zurück um sich um ihren letzten verbleibenden Patienten zu kümmern.
Von Beduinen aus einem brennenden Flugzeug gerettet, ist dieser von englischer Herkunft, anonym, bis zur Unkenntlichkeit entstellt und wird von seinen Erinnerungen über Leidenschaft und Betrug verfolgt. Der einzige Hinweis, den Hana zu seiner Vergangenheit bekommt, ist das Buch, das er aus dem Feuer mit sich nahm – The Histories von Herodotus, gefüllt mit seinen eigenen handschriftlichen Aufzeichnungen, die eine schmerzhafte und tragische Liebesaffäre beschreiben.” (Übersetzung des englischen Klappentextes)

Die auftretenden Charaktere, die sich alle in der leerstehenden Villa zusammenfinden, sind alle unterschiedlich und doch hat jeder einzelne von ihnen seine eigene Geschichte zu erzählen.
Die Art und Weise, wie Ondaatje mit Sprache arbeitet, die Dialoge der Charaktere, die nicht immer nur auf Gesprochenem, sondern auch auf ihren Taten beruhen, die Kommunikation unter den Charakteren, aber auch das, was mit dem Leser kommuniziert wird, ist einmalig.
Meiner Ansicht nach ist dieser Mann ein wahrer Künstler, der es versteht, mit Sprache zu arbeiten und sie auf außergewöhnliche Art und Weise einzusetzen und fremde Landschaften in einer für uns fremden oder zumindest weit entfernten Zeit entstehen zu lassen, ohne die Distanz zwischen Leser und Geschichte wirklich aufkommen zu lassen.

Der Film
Allgemeinhin ist es ja selten, dass man die Verfilmung wirklich mag, wenn man das Buch kennt, da zum Teil anderthalb oder zwei Stunden eben nicht ausreichen um die ganze Fülle eines Buches wiederzugeben oder Veränderungen vorgenommen werden, oder man plötzlich ein Bild vor Augen hat, wie die Charaktere und die Landschaft aussehen, wohingegen man beim Lesen sich alles selbst ausmalen kann.
Und auch hier muss man Abstriche machen, da Veränderungen bei den Charakteren vorgenommen wurden, die ich als nicht repräsentativ empfinde, aber wenn man den Film ein wenig losgelöst vom Buch betrachtet, dann ist es ein bildgewaltiges Epos, das einen mit auf eine Reise nimmt, so wie es das Buch auch tut, nur auf eine andere Art und Weise.
Ausnahmsweise zählt hier der Film wirklich zu denen, bei denen ich getrost sagen kann, dass man ihn sich anschauen kann, allerdings unter der Prämisse, ihn nicht zu nah an der Buchvorlage zu betrachten.

Solltet ihr das Buch kennen oder es bald irgendwann mal lesen, würde ich mich freuen, wenn ihr eure Meinung mit mir teilt. 🙂

Meine Lieblingszitate aus dem englischen Original
“I believe this. When we meet those we fall in love with, there is an aspect of our spirit that is historian, a bit of a pedant, who imagines or remembers a meeting when the other had passed by innocently, just as Clifton might have opened a car door for you a year earlier and ignored the fate of his life. But all parts of the body must be ready for the other, all atoms must jump in one direction for desire to occur.”

“You have to protect yourself from sadness. Sadness is very close to hate. Let me tell you this. This is the thing I learned. If you take in someone else’s poison – thinking you can cure them by sharing it – you will instead store it within you.”

“Those who weep lose more energy than they lose during any other act.”

“I left you because I knew I could never change you. You would stand in the room so still sometimes, so wordless sometimes, as if the greatest betrayal of yourself would be to reveal one more inch of your character.”

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One thought on “Buchempfehlung: Der englische Patient

  1. Pingback: Book recommendation: The English Patient | gina laventura

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